Die Kapelle St. Georgii kann an jedem Samstag von 15.00 - 17.00 Uhr besichtigt werden und lädt zur Einkehr ein.

 

Im 10. Jahrhundert begann die Besiedlung von Wernigerode im Zusammenhang mit der Missionstätigkeit des Klosters Corvey. Vom Namen des Abtes Warin leitet sich der Ortsname Wernigerode ab.

Erst nach der Errichtung der Burg Wernigerode um 1120 entwickelte sich Wernigerode zur Stadt. 1229 erhielt Wernigerode das Goslaer Stadtrecht.

 

Die Wernigeröder St.Georgiikapelle liegt an der Straßenbrücke der Ilsenburger Straße, wo Zillierbach und Holtemme zusammenfließen.

An diesem Zusammenfluss trafen die Wege von den Klöstern Ilsenburg, Darlingerode und Drübeck ein. Es war der Verkehrsknotenpunkt der Stadt Wernigerode.

An dieser Stelle wurde eine kleine gotische Wegekapelle (der kleine Vorbau der St.Georgiikapelle) mit Kreuzgratgewölbe errichtet, die Wanderern, Pilgern und Durchreisenden als Gebetsstätte diente.

Diese Wegekapelle bestand vermutlich schon vor 1200.

Die Türschwelle liegt heute unter dem Weg, der um die Kirche führt.

Über der Eingangstür ist ein Bischofskreuz auf verblichenem roten Grund erkennbar. Am Türbogen aus Sandstein befinden sich tiefe Kratzer, als wären Waffen geschärft worden. Auf diese Art wollten vorbeiziehende Soldaten den Segen des Heiligen Georg erbitten.

 

An dieser östlichen Giebelseite befinden sich drei Nischen, die seit 1997 mit Heiligenfiguren des Wernigeröder Bildhauers K.-H. Ziomek besetzt sind. Diese wurden als Ersatz für die gestohlenen ursprünglichen Skulpturen aus dem 14. und 16. Jahrhundert geschaffen.

Sie stellen den Drachentöter St. Georg dar, der der Kapelle ihren Namen gab, die betende oder segnende Mutter Jesu, Maria und Anna Selbtritt, die mit ihrem Umhang zwei Kinder schützt (Maria und Christus).

 

Die St. Georgiikapelle wurde urkundlicherstmals 1347 erwähnt: „Spittel St. Georgii und der Seken vor der Stadt“.

 

Sie gehörte ursprünglich zum Lepra-Hospital der Stadt, war mit diesem baulich verbunden und diente als Andachtsstätte der Hospitalbewohner.

Da die Lepra nicht heilbar war, erhielten die in das Georgii-Hospital Eingewiesenen eine Art Totenrequiem, da sie für die Dauer des Hospitalaufenthaltes als rechtlich tot galten. Sie waren schwarz gekleidet und hatten neben dem Wappen der Stadt weiße Bänder an der Brust und am Hut. Damit hatten sie das Recht zu betteln. Um die Berührung mit Gesunden zu vermeiden, betätigten sie eine laute Klapper oder Rassel oder auch eine kleine Glocke. Mit einer langen Stange empfingen sie mildtätige Gaben.

Vor allem aber bekam das Hospital Land und Waldbesitz, um aus diesen Erträgen das Spital zu erhalten. Noch in der Mitte des 19.Jahrhunderts besaß es ca 50 Morgen Land und einen Forstbereich, dessen Name “Armeleuteberg“ noch an das Georgiihospital erinnert.

 

Nach Erlöschen der Lepra in Deutschland, diente das Hospital der Aufnahme von Kranken und Armen schlechthin.

Das heutige St.Georg-Seniorenheim wurde von 1866-1868 errichtet.

 

Das Gelände um St.Georgii ist noch in anderer Weise geschichtsträchtig. Im 17. und 18. Jahrhundert hat die Glocke der Georgiikapelle auch als Totenglocke bei Exekutionen geläutet. Nahe der Kapelle befand sich ein Hinrichtungshügel (wurde beim Bau der Ilsenburger Str. abgetragen). Hier wurden z.B. Mörder enthauptet und noch zusätzlich auf ein Rad geflochten. Zur Kapelle, gehörte ein Friedhof (Südseite), auf dem neben Unbekannten und Selbstmördern auch die Hingerichteten verscharrt wurden. Die Hinrichtung mit dem Rad war eine besonders grausame mittelalterliche Tötungsart. In einer Eintragung über die Kindesmörderin Katharina Bock aus Ilsenburg 1631 liest man, sie sei „bei St. Georgen vom Leben zum Tode gebracht und zwischen den Rädern in die Erden verscharret“.

 

 

1868 –1869 wurde die Kapelle sehr umfangreich renoviert, Türen und Fenster in der nunmehr gotischen spitzbogigen Form erneuert und verlängert (heutiger Grundriss).

 

An der Südseite des Langhauses ist 1635 eine Vorhalle aus Fachwerk angebaut worden, verziert mit einem barocken Glockentürmchen.

 

Die gut erhaltene Eingangstür dieses Anbaus weist einige interessante Inschriften und Verzierungen auf.

Über der Tür steht – kaum noch lesbar – ein Bibelzitat aus Prediger 4,17: „Beware deinen Fus wen du zum Hause Gottes gehest unt kom das du hoerest. Eccl. Cap.V“

Darunter deutlich lesbar: „ANNO DOMINI 1635“.

 

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Auch an der Südseite von St. Georgii liegt auf zwei Sockeln aus Ziegelsteinen die alte Altarplatte, die um 1950 dorthin ausgelagert wurde.